Menschen verändern sich. Auch zum Guten. Manchmal braucht es bloß Zeit und ein wenig Geduld und dann passieren unglaubliche Dinge. So wie bei David.

Es war eines der ersten Dinge, die ich über David erfuhr, als ich ihn kennenlernte, damals, im späten Herbst 2011: das verhasste Trio Tomaten, Auberginen und Zucchini. In seinen Augen waren diese Gemüsen das Verabscheuungswürdigste, das Unsere Lady of Discord in ihrer Schöpfung jemals hervorgebracht hatte.

Im Norddeutschen lautet der Fachterminus dafür „krüsch“.

Doch dieses Jahr geschah das Wunder: Wir bauten eine uns unbekannte Tomatensorte an, die wir in Spanien wildwachsend gefunden hatten, tauften sie „Vallada“ und stellten fest, dass wir die leckersten Tomaten der Welt auf dem Acker stehen haben. In David ging eine Verwandlung vor. Er liebte den Geschmack dieser fruchtigen, frischen, knackigen Tomaten. Den ganzen Sommer und Herbst hindurch futterte er kiloweise von den feuerroten Früchten. Ich konnte nur erstaunt zusehen und erkannte ihn nicht wieder. Das war nicht der Mann, in den ich mich vor Jahren verliebt hatte — sondern eine verfeinerte Version davon!

Als sei dies noch nicht genug, aß er ohne zu murren auch die Tomatensauce, die wir aus den Tomaten herstellten (ohne Schalenfitzel in der Sauce, da hört der Spaß auf).

Ende September gab’s bei Davids Metamorphose dann noch ein weiteres Level-up; nämlich, als wir unseren neuen Dörrautomaten mit der Haltbarmachung von frischgeernteten Gojibeeren und Tomaten ausprobierten. Er wurde ganz verrückt nach getrockneten Tomaten. Also David, nicht der Dörrautomat. Ja, ich hörte ihn sogar den Wunsch äußern, alle Ebenen des Dörrautomaten gänzlich mit Tomatenscheiben zu bestücken, damit wir mit dem Vorrat gut bis ins nächste Jahr kämen.

Auf sein Geheiß schlug ich mich also in das Dickicht des Tomatenwaldes auf unserem Acker und kam wenig später mit einer großen Schale der begehrten Früchte wieder heraus, welche er zugleich dörrfertig verarbeitete.

Es geschehen eben noch Zeichen und Wunder. Vielleicht sollte ich nächstes Jahr mal Auberginen anbauen.